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Das Design der Emperor’s Children – Teil 3: Die Offenbarung Fulgrims

Der Primarch der Emperor’s Children ist das Paradebeispiel für Verdorbenheit und Exzess. In einem Akt des Verrats tötete er einen seiner engsten Brüder und führte seine Legion voller Hubris in die Arme der Mächte der Verderbnis. Er hat nun eine lange Zeit im Warp verbracht, doch jetzt kehrt er zurück in den Realraum und die Galaxis … kommt damit so überhaupt nicht klar. Also haben wir mit dem Warhammer-Design-Studio gesprochen, um herauszufinden, wie sie eine Figur neu designt haben, deren einziges bisheriges Modell in den frühen 90ern im Epic Scale erschien!

WarCom: Von Fulgrim erwartet man viel, nicht zuletzt, weil er Perfektion bedeutet. Was war also deine Herangehensweise für dieses Monster von einer Miniatur?

David: Bei Fulgrim war der Druck besonders groß. Er war der letzte der „Big Four“ und der insgesamt sechste Primarch, die wir für Warhammer 40.000 designt haben.

Wir wollten ein Bildnis des Primarchen 10.000 Jahre nach der Horus-Häresie erschaffen. Und einen Großteil dieser Zeit hat Fulgrim im Warp verbracht.

Egal wie stark dein Charakter oder auch dein transhumaner Körper sein mag: Dem Empyreum so lange ausgesetzt zu sein, wird dich verändern. Deshalb musste die Miniatur zeigen, wer Fulgrim einst war und zu was er wurde. Er hält sich noch für umwerfend schön und anmutig, aber im Grunde ist er eine vom Warp verdorbene Kreatur.

Eine Idee, die mich von Anfang an faszinierte, war, dass Fulgrim trotz seiner Monstrosität auf dem Schlachtfeld betörend wirkt. Über diesen Gedanken bin ich auf das klassische Bild von Meerjungfrauen und Sirenen gekommen. Aus der Ferne sieht er anziehend und verführerisch aus, doch bei näherer Betrachtung ist er abstoßend und tödlich.

Von diesem Bild ausgehend bin ich dann von offensichtlich schlangenartigen Designs abgewichen und wollte glatte, aquatische Elemente einbauen, um einen göttlichen Leviathan zu erschaffen. Der Schwanz ähnelt dem Körper eines Aals, er hat fischähnliche Finnen und auch die klassische Slaanesh-Krabbenschere fügt sich in das Meeresthema. 

Es gab noch einige weitere Schlüsselelemente, die ihren Platz finden mussten: Er musste vier Arme haben, einen drahtigen Körper und große Flügel. Wir wollten auch die eindeutigen Zeichen seines Ursprungs als Primarch und Space Marine beibehalten. Es mussten also wiedererkennbare Teile des Tornisters und der Servorüstung erhalten bleiben.

WarCom: Gab es bestimmte Bilder von Fulgrim, die beim Design als Vorlage dienten, oder bestimmte Kunstwerke, die eine besondere Rolle spielten?

David: Es gab zwar bereits schon seit vielen Jahren Bilder von Fulgrims dämonischer Form (und auch eine sehr alte, sehr kleine Miniatur). Aber das Kunstwerk, das mich am meisten inspiriert hat, war dieses Cover seines Primarchen-Romans. Ich habe ein paar Winkel und Formen der Rüstung übernommen und wollte die beiden Gesichter auf den Knien beibehalten. Seine Rüstung hat sich in den vielen Jahren im Warp natürlich verändert und sich seiner neuen Form angepasst. So wurde aus der Kniepanzerung Hüftpanzerung, auf der gespenstische Dämonenfratzen prangen.

Ich finde es wirklich toll, wie einfach und elegant die Rüstung ist, nicht übertrieben geschmückt und detailliert. Mit diesem Ziel vor Augen sind manche Kleidungs- und Rüstungsteile absichtlich eher flach gehalten, um die Komposition auszubalancieren. Darüber hinaus macht es so allen Spaß, die Miniatur zu bemalen, egal, wie erfahren man bereits ist.

WarCom: Kannst du uns noch mehr über seine Goldene Rüstung und einzigartiges Waffenarsenal verraten?

David: Da Fulgrim ein meisterhafter Duellant ist, haben wir uns dafür entschieden, dass er keinen Bolter haben sollte. Er sollte aber dennoch auch über den Nahkampf hinaus gefährlich sein, also haben wir ihm eine Peitsche gegeben, mit der er seine Feinde einfangen und an sich heranziehen kann. Da ich die Horus-Häresie-Bücher gelesen hatte, wusste ich, dass Fulgrim die Feuerklinge führen musste, oder vielleicht eine Nachahmung davon. Sie wurde von seinem Bruder Ferrus Manus geschmiedet und sie soll das perfekte Schwert sein. Es ist also wirklich nur sinnvoll, dass Fulgrim sie führen würde.

Sie sieht vielleicht zunächst zu sauber und zu gerade für eine Waffe aus, die vom ultimativen Champion des Slaanesh geführt wird, aber das lässt sie wirklich auffallen. Wie auch das geflügelte Symbol des Imperators auf seiner Schulter, blieb sie von der Berührung des Warp verschont. Das andere Schwert ist gekrümmt und verzerrt, ein dunkles Spiegelbild der Feuerklinge. Gemeinsam bilden sie die Dualität Fulgrims ab, den inneren Konflikt, der ihn peinigte, als er den Mächten des Chaos verfiel.  

Die vielen Schichten von Rüstung und Kleidung sollen den Exzess der Emperor’s Children aufzeigen, aber Fulgrim sollte auch von Kopf bis Schwanzspitze wie eine lebendige Waffe aussehen. Jedes Element ist scharf und so designt, dass es gegen den Feind eingesetzt werden kann. Wer töricht genug ist, mit diesem Leviathan zu ringen, wird in Stücke gerissen.

WarCom: Bei so einer großen und detaillierten Miniatur muss das Posieren und die Komposition schwierig sein. Wo fängt man bei diesen dreidimensionalen Gedanken an?

David: Ich hatte erst ein paar arrogantere und passivere Posen für Fulgrim ausprobiert, aber schlussendlich ist er ein Dämonenprimarch und ein Kämpfer sondergleichen, also muss er auch aussehen wie eine große Bedrohung. Für den schlangenartigen Stil habe ich mich an einer Kobra orientiert, die sich zum Angriff bereit aufbäumt. Seine Flügel sind ausgebreitet, um Feinde einzuschüchtern und zu überwältigen. Beim Modellieren der Pose stellte ich ihm Lion El’Johnson als Gegner gegenüber. Dieses Duell der Charaktermodelle lieferte hilfreichen Kontext.

Ich wollte perfekte Symmetrie in der Gesamtkomposition vermeiden. Fulgrim glaubt, dass er der Inbegriff der Perfektion ist, aber er ist ein verdorbenes Wesen, also wollte ich einige Aspekte leicht verändert spiegeln. Die Schwerter sind für ein balanciertes Erscheinungsbild angewinkelt, aber nicht in den gleichen Händen. Die Peitsche wird vom Stoff auf der anderen Seite gespiegelt. Das Gesamtprofil bildet ein S, eine weitere Slaanesh-Anspielung. Ich habe versucht, wirklich jeden Winkel abzudecken.

WarCom: Wie kam die Auswahl an Gesichtern zustande?

David: Das erste Gesicht, das ich für Fulgrim designt habe, war eines der lachenden Gesichter. Während ich am Rest der Miniatur gearbeitet habe, habe ich es ständig aus dem Augenwinkel grinsen gesehen und das hat mich dazu inspiriert, noch weitere zu gestalten. Ich fand es wichtig, nicht ein Gesicht schön, das nächste dämonisch und so weiter zu entwerfen, also sind sie alle das gleiche Gesicht mit verschiedener Mimik geworden, aus denen man wählen kann. Ich habe auch einen Helm designt, der den Vorteil hat, leichter bemalt werden zu können, falls man Gesichter zu herausfordernd findet! Er erinnert auch an die Ursprünge Fulgrims als Space Marine, ein klassisches und subtiles Design wie auch die Rüstung.

Die Köpfe sind dafür ausgelegt, separat bemalt und anschließend angeklebt zu werden. Es ist auch noch wichtig zu erwähnen, dass die Arme und der Torso auch separat bemalt werden können. Die Flügel und der Tornister können auch erstmal weggelassen werden, um das Bemalen leichter zu gestalten.

WarCom: Gab es bestimmte Details oder Elemente, an denen du besonders gerne gearbeitet hast?

David: Das gehäutete und gerissene Fleisch um das Slaanesh-Symbol wurde ganz am Anfang beschlossen. Fulgrim hält sich selbst für einen Gott, das entblößte Fleisch um das mit einem Juwel verzierten Symbol soll daher an einen klassischen Heiligenschein erinnern. Es ist sehr symmetrisch, weil es eine Narbe ist, die Fulgrim sich selbst zugefügt hat. Er ist ein Künstler und alles, was er tut, muss perfekt sein. Es fühlte sich also richtig an, diese Regel hier zu brechen.

Das Haar ist in einer fließenden Bewegung und sieht beinahe so aus, als wäre er unter Wasser. Ein wiederkehrendes Motiv ist die Klauenform an der Schwanzspitze. Sie taucht überall auf der Miniatur auf, von den Krallen an den Flügeln, über die Kurven der Rüstung, eines seiner Schwerter, seinen Kleidern … Wenn man darauf achtet, sieht man die Form überall.

Trotz all dieser kleinen Details soll die Miniatur auch aus ein paar Metern Entfernung direkt als Fulgrim erkannt werden. Man muss also die feinen Teile und den ganzheitlichen Eindruck miteinander aufwiegen und den Negative Space und die Details ausbalancieren. Ich freue mich sehr darauf, dass Fans die Miniatur bald in Händen halten können. So viele Aspekte können einfach nicht mit Fotos gezeigt werden.

Danke für deine Zeit, David. Du kannst Fulgrim, den Dämonenprimarchen des Slaanesh, am Samstag vorbestellen, gemeinsam mit dem Rest der Miniaturen der Emperor’s Children sowie ihrem neuen Codex. Im White Dwarf des Monats findest du noch ein Interview mit David sowie der ’Eavy-Metal-Bemalerin Anja, gemeinsam mit den Farbmischungen, mit denen sie diesen Leviathan bemalt hat. Den zweiten Teil dieser Reihe zum Design der Emperor’s Children findest du auf der englischen Warhammer-Community-Webseite.