Ab Samstag kann die glorreiche neue Miniatur des Dämonenprimarchen Fulgrim vorbestellt werden. Begleitet wird er dabei von einem brandneuen Buch, das seine Rückkehr ins 41. Jahrtausend erkundet und zeigt, welchen Einfluss diese auf die Emperor’s Children hat. Fulgrim: The Perfect Son ist eine Erzählung voller Ambitionen, Verrat und Hubris, die du nicht verpassen solltest. Wir haben mit der Autorin Jude Reid gesprochen, um mehr zu erfahren.

Warhammer Community: Die Rückkehr eines Primarchen ist immer ein geschichtsträchtiges Ereignis. Wie war es, über so eine wichtige Figur schreiben zu können?
Jude Reid: Oh, es war unglaublich aufregend! Fulgrim war schon seit Ewigkeiten einer meiner Lieblinge und es war eine riesige Freude, die Chance zu haben, über so eine wichtige Figur zu schreiben. Vor relativ kurzer Zeit sind andere Primarchen wie Guilliman und Lion El’Jonson zurückgekehrt. Auch wenn Fulgrims Geschichte etwas anders ist, weil er nicht völlig von der Bildfläche verschwunden war, bringt ihn dieses Buch zurück in die Ereignisse des 41. Jahrtausends.
Ich habe vorher eine Menge recherchiert und auch Graeme McNeils Fulgrim und Fulgrim: Der Palatin-Phönix von Josh Reynolds gelesen. Beide sind einfach überragend darin, uns den Phönizier zu diesen bestimmten Zeitpunkten zu zeigen. Ich habe penibel darauf geachtet, ihnen (und der Figur!) gerecht zu werden. Die Zeit, die seit dem letzten Mal als wir ihn gesehen haben vergangen ist, hat mir aber auch die Möglichkeit gegeben, zu erkunden, wie er sich wohl verändert hat und was an ihm nun anders ist, seitdem er aufgestiegen ist und in all dieser dämonischen Pracht erstrahlt.

WarCom: Wie wirkt sich die Rückkehr ihres Genvaters auf die Emperor’s Children selbst aus?
Jude: Am Anfang des Buchs sind die Emperor’s Children ein ziemlich chaotischer Haufen. Ohne ihren Primarchen, der sich aktiv für sie interessiert, haben sie sich in separate Kriegerscharen aufgeteilt, die alle ihren eigenen Zielen nachgehen und von eigenen Personenkulten angetrieben werden. All das ändert sich aber, sobald Fulgrim sich ihnen wieder zuwendet. Er kommt aus dem Warp und hat beschlossen, dass sich seine Gensöhne endlich wie eine Legion benehmen sollen. Um sich als würdig zu beweisen, sollen sie eine Herausforderung absolvieren. Aber diese Herausforderung stammt von Fulgrim, also ist nichts so, wie es oberflächlich scheint. Und er hat natürlich auch seine ganz eigenen Pläne …
WarCom: Sind darin irgendwelche Aspekte des Chaos, die Leserinnen und Leser aus einer neuen Perspektive betrachten werden?
Jude: In diesem Buch finden sich jede Menge Perspektiven: Ein durch und durch böser uralter Hexer, der sich ganz der Macht des Chaos verschrieben hat. Ein Duellant und Champion, der glaubt, dass es für einen Planeten besser ist, wenn dieser von den Emperor’s Children erobert wird, als dass er in den Händen des Imperiums bleibt. Eine einfache Bürgerin des Imperiums, die dabei zusehen muss, wie ihr Planet von übermenschlichen Kriegern entzweit wird, die sich anscheinend mehr für den Kampf selbst interessieren als dafür, wofür sie kämpfen.

Ein weiterer großer Spaß beim Schreiben war es, sich auf den zu diesem Zeitpunkt der Storyline wohl wichtigsten Slaaneshkult der gesamten Galaxis zu fokussieren: Die Emperor’s Children selbst. Nach menschlichen Standards leben sie unglaublich lang und sie sind mächtig genug, um praktisch alles zu kriegen, was sie wollen. Was genau bedeutet also das endlose Streben nach Perfektion für sie? Ihre tiefsten Wünsche zu ergründen, das war etwas, das schon früh in der Geschichte geschehen musste. Das hat ihnen einen wirklich starken narrativen Antrieb gegeben, der sie durch die gesamte Geschichte führt.
Und auf der anderen Seite der Geschichte steht wiederum die Perspektive des Champions des Imperators der Black Templars, der den Planeten verteidigen soll und wir sehen die einfallende Legion in all ihrer glorreichen Pracht aus der Außenperspektive. Aber er hat natürlich auch seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche, und die Präsenz der fleischgewordenen Ambition auf Crucible lässt diese nur umso wichtiger werden.
WarCom: Als wir mit dir über Creed: Ashes of Cadia gesprochen haben, hast du erwähnt, dass du gerne von jedem deiner Werke etwas lernen möchtest. Waren bestimmte Lektionen aus Creed, Daemonbreaker und deinen anderen Büchern beim Schreiben von Fulgrim: The Perfect Son besonders hilfreich?
Jude: John French hat mir einmal gesagt, dass die Erfahrung beim Schreiben jedes einzelnen Buches völlig verschieden ist, und damit hat er Recht. Bei jedem Buch gibt es Lektionen, die man in die Zukunft mitnehmen kann, aber schlussendlich hat jeder Roman seine eigenen Herausforderungen und auch Gelegenheiten. Und das trifft ganz besonders auf The Perfect Son zu. Creed: Ashes of Cadia hat mir viel darüber beigebracht, Figuren, Konflikte und Interaktionen zu schreiben, mit seinen intensiven Darstellungen relativ weniger Figuren, die sehr eng miteinander interagieren. The Perfect Son ist hingegen eine größere Geschichte, die über mehrere Monate stattfindet und in der Hunderttausende vorkommen. Eine derartig große Geschichte mit solch einem Ausmaß zu schreiben war ein Drahtseilakt: Leserinnen und Leser müssen diese Momente voller epischem Grandeur sehen, aber allein schon wegen des Umfangs der Geschichte finde ich, dass es umso wichtiger war, auf die Aktionen und Motivationen der Individuen einzugehen. Schließlich sehen wir auf individueller Ebene, um was es wirklich geht.
Die große Lektion, die ich aus Morvenn Vahl mitgenommen habe, ist, dass der erste Entwurf eines Romans nicht viel mit dem letzten Entwurf zu tun haben muss. Ihr Buch war das erste, das ich zwischen dem ersten und dem zweiten Entwurf komplett auseinander genommen habe und das Resultat war, dass es um ein Vielfaches besser wurde. Diese Erkenntnis hat es mir erlaubt, für den ersten Entwurf dieses Buches einfach draufloszuschreiben und mir keine Gedanken darüber zu machen, wie es dann enden soll. Ich wusste ja, dass ein Großteil nochmal umgeschrieben wird. Der eigentliche, tatsächliche Schreibprozess und die Dauer, die er natürlicherweise benötigt, ermöglicht es deinem Gehirn, Dinge zu verknüpfen, die es nicht miteinander verbinden würde, wenn du nur den Rahmen der Geschichte grob ausarbeiten würdest. Und je weniger man sich sorgt und je mehr man tatsächlich schreibt, desto besser wird es.
Dämonenbrecherin zu schreiben hat sehr viel Spaß gemacht. Weil es so kurz ist, musste ich wirklich extrem darauf achten, was ich darin aufnahm. Viel Material endete dann im Papierkorb. Das ist das Buch, bei dem ich wirklich gelernt habe, das Thema in jeden einzelnen Teil einfließen zu lassen. In diesem Fall war das, wie wir in einem riesigen und gleichgültigen Universum ein Vermächtnis hinterlassen. In diesem neuen Buch kann man das Thema so zusammenfassen, dass ungezügelte Ambitionen und endloses Verlangen alles vernichten, was sie berühren.

Etwas, woran ich beim Schreiben stets denke, ist, wie ich der Leserin oder dem Leser wissen lassen kann, was eine Figur denkt und fühlt. Natürlich kann man es einfach direkt sagen: „Fulgrim war wütend!“ Aber das kann man nur gelegentlich machen, wenn die Geschichte nicht ins Stottern geraten soll. Ich finde es viel eleganter, die Gedanken und Gefühle einer Figur nicht nur mit internem Monolog (der auch beim Schreiben sehr langweilig werden kann!), sondern auch mit dem zu offenbaren, was sie tun und sagen.
Ich mag es, wenn Figuren jemanden haben, mit dem sie reden können. Am besten Menschen, mit denen sie ihre innersten Gedanken teilen können. Vielleicht ist dir das auch schon in meinen anderen Büchern aufgefallen, dass die Hauptfiguren oft einen vertrauten Freund oder eine Gefährtin haben, mit dem oder der sie über die Geschehnisse reden können (zumindest, bis er oder sie auf fürchterliche Weise stirbt). Das war in The Perfect Son etwas knifflig. Es liegt in der Natur der Emperor’s Children, dass sie niemandem ihre geheimen Pläne anvertrauen, also konnten sie auch nicht gerade oft über all sowas reden! Das bedeutete, dass ich auf verschiedene Arten zeigen konnte, wie ihre Gedanken zu Taten wurden, abhängig davon, mit wem sie gerade interagieren. Respektvoll oder unterwürfig mit ihren Anführern, misstrauisch mit anderen auf Augenhöhe, verächtlich mit ihren Untergebenen, unwirsch mit ihren Feinden. Oft belügen sich die Figuren auch selbst und es hat mir Spaß gemacht, subtile und auch weniger subtile Anspielungen auf diese Lügen zu machen, die den Figuren selbst manchmal gar nicht gänzlich bewusst waren.
WarCom: Was macht Fulgrim selbst als Figur so interessant im Vergleich zu seinen Brüdern?
Jude: Für mich ist es die Tragödie Fulgrims, die ihn so interessant macht. Er ist der brillante, wunderschöne dritte Sohn eines großen Königs, der ausgesandt wurde, um sein Glück zu suchen. In jeder anderen Geschichte würde er siegreich zurückkehren, um sein Geburtsrecht in Anspruch zu nehmen und sich von seinen Untertanen feiern lassen. Aber weil das hier Warhammer ist, geschieht genau das nicht. In der Häresie sehen wir, wie er in Ungnade fällt und wenn wir ihn dann im 41. Jahrtausend wieder treffen, ist er schon so lange in einem endlosen Kreislauf der Ambition und des Versagens gefangen, dass dieser zu einem essenziellen Teil von ihm wurde.
Keine Errungenschaft wird je genug für ihn sein, egal, was er auch erobern mag, wem er sich beweisen kann oder wie gut er sein Können zur Schau stellen kann. Er wird nie zufrieden sein, wird nie die Früchte seines Werks genießen können und jeder Sieg, den er erringt, wird im nächsten Moment schon wieder wertlos sein.

Er verkörpert ewige Ambition und ewige Enttäuschung, stets auf der Suche nach dem nächsten Preis, der einen Sache, die ihn endlich glücklich machen wird. Und dann ist er auch noch ein riesiges, vierarmiges Schlangenmonster. Ein kleiner Teil von ihm will seiner Familie immer noch beweisen, dass er genauso gut ist wie seine Brüder, dass er wirklich den Gefallen seines Vaters verdient hat. All diese frustrierte Liebe wird aber zu Hass und Abscheu im galaktischen Maßstab. Ich würde ihn wirklich bemitleiden, wenn er nicht so ein Monster wäre.
WarCom: Ohne Spoiler: Gibt es bestimmte Szenen, die dir beim Schreiben besonders viel Spaß gemacht haben?
Jude: Bei jedem Buch, das ich schreibe, gibt es immer diese eine Szene, an der alles hängt, und in diesem Buch geschieht sie ziemlich genau in der Mitte. Die Eroberung von Crucible ist im vollen Gange, Fulgrims Champions entdecken langsam seinen wahren Plan und er lädt sie alle zu einer großen Feier in seinem Hof ein, wo ihre Errungenschaften und Fehlschläge von ihm persönlich geschätzt werden sollen. Diese Szene steckte schon früh in meinem Kopf und ich hatte jede Menge Spaß mir auszumalen, wie genau Fulgrims Hof zu diesem Zeitpunkt aussehen würde und welch glanzvollen Exzess er zur Schau stellen würde.
Am anderen Ende des Spektrums ist da noch eine sehr ruhige, sehr persönliche Szene zwischen Fulgrim und einem ehemaligen Favoriten relativ früh im Buch, in der wir einen Blick darauf werfen, wie er sich verhält, wenn er seine Rüstung ablegt. Natürlich ist er durch und durch ein Monster, in dieser Szene vielleicht sogar etwas mehr als in den kriegerischen Teilen, aber es war eine Gelegenheit, ihn aus einem ganz anderen Winkel zu betrachten und ein paar der Gründe zu entdecken, warum ihm seine Legion so loyal folgt.
Und dann ist da noch die letzte Szene des Buchs! Ich werde nichts verraten, aber das ist der Punkt, an dem all die Schichten der Lügen und der Täuschung endlich fallen und das wahre Herz der Geschichte offenbart wird. Wäre es ein Spoiler zu sagen, dass es nicht gerade ein Happy End ist?
Danke, Jude! Wir freuen uns darauf, selbst zu erfahren, was passiert. Und du kannst es uns mit verschiedenen Editionen des Buchs gleichtun, die dieses Wochenende vorbestellt werden können.